Lampertheimer Zeitung vom 07.08.2014

 TALENTFÖRDERUNG Am 15. September wird die Kanuakademie des WSV und KCL eröffnet / Internat für Kinder und Jugendliche

LAMPERTHEIM - Groß ist die Sorge vieler Vereine. Die Mitgliederzahlen sinken, im Jugendbereich sind Fusionierungen zwischen einstigen Konkurrenten längst keine Seltenheit mehr. Der G8-bedingte Schulstress sowie das geänderte Freizeitverhalten der Jugendlichen werden häufig als Gründe für ein „Austrocknen“ der Vereine angeführt. Doch statt sprichwörtlich den Kopf in den Sand zu stecken, haben der Wassersportverein Lampertheim und der Kanuclub Lampertheim (KCL) nun ein Auffangbecken der besonderen Art bereitgestellt: Am 15. September wird in Lampertheim in den Räumlichkeiten der Bootshäuser eine Kanuakademie eröffnet. Beim Teilzeitinternat Kanurennsport (TZIK) werden die Kinder täglich von 11.30 bis 16.30 Uhr betreut, Sport und Schule sollen auf diese Weise wieder besser vereinbart werden. Geeignet ist das Internat für Kinder der 3. bis 7. Klasse.

„Um halb zwölf Uhr haben die Drittklässler manchmal schon frei. Dann gibt es ein gemeinsames Essen und eine Hausaufgabenbetreuung, ehe die Trainings- beziehungsweise Spieleinheiten beginnen. Es geht zunächst einmal darum, dass die Kinder eine saubere Technik erlernen. Alles andere kommt von ganz alleine“, beschreibt Projektleiter Bernd Brechenser schon einmal den Tagesablauf. „Das Betreuungsangebot in Lampertheim ist rar. Überall gibt es Wartelisten. Deshalb wird die Idee von den Schulen sehr gut aufgenommen“, so der Schulsportbeauftragte des hessischen Kanuverbandes.

Verschiedene Instanzen musste diese Idee einer Sportakademie in Lampertheim jedoch bis zu ihrer Realisierung durchlaufen. Brechenser fragte zunächst einmal beim Landessportbund nach solch einer Option nach, schließlich seien die Räumlichkeiten auf dem unmittelbar am Altrhein gelegenen Vereinsgelände längst vorhanden. „Es wurde positiv angenommen“, sagt der Projektleiter. Also folgten die nächsten Schritte. Die Sporthilfe, der hessische Kanuverband, die Stadt Lampertheim und der Kreis Bergstraße wurden vom Vorhaben informiert und sozusagen mit ins Boot geholt. „Wir sind überall vorstellig geworden. Die Inspektion des Landessportbundes hatte nichts zu bemängeln. Es sind kurze Wege zu den weiterführenden Schulen. Für die Grundschüler wird ein Fahrdienst eingerichtet“, erklärt Brechenser.

Neuland stelle die Errichtung und Betreuung des Teilzeitinternats nicht dar. „Der Unterschied zwischen Akademie und Talentförderung ist gar nicht so groß, wie man vielleicht vermuten könnte. Viele Kinder kommen jetzt schon direkt nach der Schule hierher.“ Der angesprochene Talentaufbau wurde bereits im Jahr 2011 vom WSV initiiert. Um Eltern zu entlasten sowie Lernstätte und Freizeitaktivitäten sinnvoll zu verknüpfen. Unterstützt wird das Programm vom Kultusministerium und dem Landessportbund. „Schule und Sport – es ist manchmal schwierig, alles unter einen Hut zu bringen“, weiß der Kanuexperte.

Doch schon nach drei Jahren zeige das zweimal die Woche durchgeführte Training erste Erfolge. „Bei der Talentförderung arbeiten wir mit den Schülern zusammen, die auch wirklich wollen“, kann Brechenser kein Motivationsproblem ausmachen. Für 20 Kinder biete die Talentförderung Platz. 20 Plätze, das sei auch das ausgewiesene Maximum bei der Kanuakademie. Sechs Schüler haben sich bereits angemeldet, nach den Sommerferien möchte man das Teilzeitinternat in den Grundschulen genauer vorstellen.

Aber auch mit zehn angemeldeten Nachwuchssportlern würde man sich im ersten Jahr der Akademie schon zufriedengeben. „Wir möchten uns ja erst in die ganze Sache reinarbeiten“, sagt der Projektleiter. Drei Betreuer und zwei Trainer sollen den Kindern täglich zur Verfügung stehen. „Die Betreuung beinhaltet Essen und Hausaufgaben, aber auch Sporteinheiten und Bewegungsspiele. Die Kinder werden aber auch freie Zeit zur Verfügung haben. Natürlich steht der Kanurennsport bei den Sporteinheiten an erster Stelle, wir werden aber ein vielseitiges Sportprogramm anbieten“, erklärt Brechenser. Auch Lernagenten des Lessing-Gymnasiums konnte man für das Internat engagieren. Bei Bedarf werde man sich auch um den Nachhilfeunterricht kümmern.

„In Bensheim gibt es eine Handballakademie, in Langen das Basketball-Teilzeitinternat. Wirklich viele Internate gibt es nicht. Aber wenn, dann kennt man sie auch, dann haben sie großen Erfolg. Auch unsere Kanuakademie ist natürlich leistungsabhängig und früher oder später auch titelabhängig“, freut sich Brechenser schon auf die bevorstehende Herausforderung.